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Hier ein Auszug aus einem Vortrag/Aufsatz von Walter und Wolfgang Kirchner mit dem Titel: Mittelalterlicher Hausbau in Matting anlässlich einer Tagung "ländliche Volkskultur im Spätmittelalter inneuer Sicht" im Fränkischen Freilandmuseum vom 24.-26 April 1996

Oberndorf - Am Unteren Weinberg 1 - Haus Schrödl

"Zwischen dem 12. und 18. Oktober 1454 wurden von verschiedenen Weinbauern insgesamt 80,3 hl Traubenmost in den Keller des Klosteramtshofes in Oberndorf geliefert", so zitiert Andreas Otto Weber in seiner schon genannten Magisterarbeit ein Protokoll des Klosters Prüfening. Das Erstaunliche daran ist, daß dieser erwähnte Keller heute noch existiert.

Erhalten hat er sich im bäuerlichen Anwesen Am Unteren Weinberg 1 in Oberndorf, dem Haus Schrödei, dem früheren, heute sozial abgesunkenen Amtshof des Klosters Prüfening. Eine vorklösterliche Entstehung als Sitz eines ortsansässigen Kleinadels ist nicht ausgeschlossen.  Wie dem auch sei, noch vor 1600 verlor das Anwesen seine eigentlichen Funktionen an das nebenan gebaute Herrenhaus.

Die über rund acht Jahrhunderte reichende bauliche Entwicklung des Hauses ist wie gehabt in der Anfangszeit vor allem ein Wandel vom Holz- zum Steinbau.

Vorweg der Hausgrundriß, wie er sich heute zeigt: Auf dem zuvor genannten Weinkeller, der heute mit rund 1/3 seiner Länge im Freien liegt, erhebt sich erd- geschoßhoch ein Steinwerk in Handquader-Mauerwerk mit originalem Eingang im Westen. Im südlich anschließenden Stall lag früher die Abfahrtsrampe zum Keller. Auf der anderen Seite des Mittellängsflurs liegen Stube, Kammer und Nebenraum. Gekocht wurde relativ weit entfernt von der Stube in der Nordwestecke des Steinkerns.

Die einzige, anhand eines Ständerabdruckes direkt nachweisbare Nahtstelle zwischen Stein- und Holzbau, hier schon die 3.Bauphase, liegt an der Nord- westecke des Hauses.

Ähnlich manch ältestem Keller Regensburgs besaß auch der rund 60 qm große Keller des Klosterhofes im Altzustand eine Balkendecke, die an den älteren Kellerwänden gut nachvollziehbar ist (Abb. 23). Die jüngere, innen vorgesetzte Mauerverstärkung trägt die Kellertonne der 2. Bauphase. 

Das exakte Quadermauerwerk an bei den Schildwänden, die Form der Toreinfahrt und die der benachbarten Belichtungsöffnungen, sowie das als Negativabdruck am späteren Kellerabgang sichtbare Fugenstrichnetz des kleinteiligen Handquadermauerwerks datieren den Ursprungskeller ins frühe 12. Jahrhundert. Der sicher dazugehörige Ständerbau wurde im Zuge der Kellereinwölbung durch einen genau an den Innenfluchten der jüngeren Kellerwände ausgerichteten Steinkern ersetzt, der heute erdgeschossig, vielleicht ehedem ein Ständerobergeschoß trug.

Für diese zweite Bauphase muß wegen der zeittypischen Steinbearbeitung am Eingang des Steinkerns - ein Türanschlag ist nicht auszumachen - und aufgrund des mit Fugenstrich versehenen Handquader-Mauerwerkes eine Entstehungszeit um 1200 reklamiert werden. Deutliche Brandspuren an der Westseite des Steinwerks und an der anschließenden Außenmauer mit seinem bereits angesprochenen Ständerabdruck belegen die Zerstörung des zur 3.

Bauphase gehörenden Holzbaus, eine Bauperiode, die noch dem 13. Jahrhundert angehört.

Sicher besaß das Anwesen schon zum Ende des 15. Jahrhunderts seine heute grundrißmäßige Ausdehnung. Im Aufriß endigt die wesentliche Bauentwicklung mit dem Stuhlgerüst der Zeit um 1600; vielleicht für das Anwesen Schrödl der Beginn der Legschieferdeckung

.

Hingewiesen sei noch auf eine interessante Bauspolie: das höchstwahrscheinlich vom Anwesen stammende romanische Radfenster, das heute als Belüftungsöffnung an der rückwärtigen Giebelspitze verbaut ist (Abb. 24).

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